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Brasilien – es geht tierisch zur Sache

Wir sind in Brasilien – dem achten Land auf unserer Reise und es gibt viel zu erzählen:

Der Grenzübertritt war definitiv der längste bislang: wir sind zwar wie immer extrem zeitig aufgebrochen und hatten eigentlich nur 20 km nach Corumba, aber schon die Ausreise aus Bolivien zog sich wie ewig hin … gefühlte zehn Busladungen vor uns aber nur ein geöffneter Schalter, tja – das dauert bis man endlich den heißersehnten Stempel im Pass hat. Gut, Stempelhürde genommen aber da kam schon die nächste: für den Fahrzeugimport nach Brasilien muss man sich erst online registrieren, die Formulare ausdrucken und etlichen Papierkram kopieren … nur an diesem klitzekleinen Grenzstreifen gibt es außer Staub eigentlich nur Staub und eine einzige (dafür gut versteckte) Internetbude mit Drucker. Der Inhaber dieser Bude ist nicht nur schlau, er ist auch ein moderner Raubritter, aber wurscht, was bleibt einem anderes übrig, als übertriebene 5 Dollar für die paar Zettel zu zahlen. Siegessicher mit allen Dokumenten bewaffnet stellen wir uns also an der Brasilianischen Seite wieder zum Stempeln an und freuen uns, dass es hier wesentlich rascher geht. Zu früh gefreut, denn es kam die nächste Hürde: man teilte uns sehr entspannt mit, dass der für den Fahrzeugimport zuständige Beamte erst um 19 Uhr käme … da war es gerade mal 10 Uhr in der Früh! An einem trostlosen Grenzhäuschen neun Stunden in der Hitze zu warten ist wahrlich keine prickelnde Aussicht, aber in Südamerika gibt es immer eine Lösung: der Grenzpolizist schlug uns vor, unregistriert in die Stadt Corumba zu fahren, etwas zu essen, ausgiebig Siesta zu machen und am Abend wiederzukommen. Alles klar, machen wir!

 

Der erste Eindruck in Corumba: wow, wir sind in einer völlig anderen Welt – alles so ungewohnt gepflegt und pipifein sauber, viele nette Geschäfte, kein Chaos, die Autos in einem guten Zustand und winkende Menschen auf der Straße. Wir finden einen schönen großen Parkplatz am Hafen, super da lässt es sich perfekt übernachten und die Anweisungen des Herrn Grenzbeamten von wegen Siesta befolgen … sollte man denken … aber nur, wenn man die Brasilianische Mentalität noch nicht kennt. Kurz vor dem geplanten Mittagsschläfchen kamen immer mehr Fahrzeuge angefahren, alle aus unterschiedlichen Richtungen aber alle mit der selben Absicht ‚lieber taub als bei der Sonntagsparty nicht dabei’, heißt: Türen und Kofferraum aufmachen, die Musik auf Anschlag und sich mit Maté Tee vor das Auto setzen. Tja, da standen wir inmitten eines blechernen Klangeintopfs und haben unser eigenes Wort nicht mehr verstanden. Selbstredend, dass wir überpünktlich zur Grenze zurückgefahren sind, nur hat es nichts gebracht, weil der zuständige Herr natürlich verspätet kam. Irgendwann kurz vor 21 Uhr hatten wir endlich alles erledigt und sind zum Hafen zurückgefahren – die Autos waren übrigens schon weg, aber stattdessen hatte die Freiluftdisco gerade aufgesperrt und uns bis weit nach Mitternacht beschallt.

 

Dafür verlief der erste Tag in Brasilien perfekt: der übliche Anfangskram – wie Geld besorgen und SIM Karten kaufen – alles völlig unproblematisch. Zudem habe ich eine Futterquelle ausfindig gemacht, die insofern genial war, als wir wochenlang von einem guten Stück Rindfleisch geträumt haben und es als Einstandsessen gleich herrliche Filetsteaks gab. Der Parkplatz war plötzlich wie ausgestorben und Herr Lucky war den ganzen Tag auf Lepschi unterwegs, weil er sich unsterblich in eine Brasilianische Hafenschönheit verliebt hat.

 

Von Corumba sind wir ins südliche Pantanal aufgebrochen. In der Regenzeit ist es vollständig überflutet und deshalb unpassierbar, aber jetzt in der Trockenperiode ist die beste Zeit, um den unglaublichen Reichtum an Tieren zu sehen (ok – vielleicht abgesehen von der Hitze und den Milliarden an Moskitos). Es gibt hier Wasserschweine, Nasenbären, kunterbunte Papageien und die höchste Krokodildichte der Welt, angeblich an die 32 Millionen Exemplare. Sie mit der Kamera einzufangen ist nicht so leicht, denn Mr. Benz ist unüberhörbar und sie flüchten bei dem Brummen des Motors. Aber man sieht wirklich viele Kaimane, für uns ist es ganz witzig, nur Herr Hund findet es überhaupt nicht lustig, dass zwar überall kleine Seen sind und er trotz Bullenhitze nicht ins Wasser darf.

 

Auch beim Einstieg ins Pantanal gab es wieder eine Südamerikanische Hürde: um der Natur und den Tieren möglichst nahe zu kommen, haben wir eine staubige Piste genommen und wollten mit einer Fähre über einen Fluss übersetzen. Nur als wir nach einem halben Tag Gerüttel endlich bei der Fähre ankamen hieß es, dass sie heute nicht fährt. Morgen? Não, auch nicht. Übermorgen? Não, erst wieder in drei Tagen. Tja, echt blöd so mitten in der Pampa, aber da hilft kein Fluchen sondern nur eines: umdrehen und sich die gesamte Strecke durch Staub und Hitze wieder zurückkämpfen. Gut ich gebe es zu, ein bissi geschimpft haben wir schon, aber dann ging es auf Asphalt über Miranda nach Bonito.

 

in Bonito stehen wir auf einem wunderbaren Platz an einem Fluss mit drei Naturpools – kristallklares (hoffentlich ungefährliches) Wasser, zwei kleine Wasserfälle für eine herrliche Nackenmassage und fast nichts los … ganz wenige Moskitos und noch weniger Menschen. Wir bleiben erst mal paar Tage hier bevor wir uns dann wieder auf den Weg machen und Richtung Iguacu Wasserfälle fahren, denn so ein tolles Plätzchen muss man auskosten … dieses kleine Paradies ist prädestiniert für unser Motto: alles ist und ALLES WIRD GUT!

 

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