Seit dem letzten Post sind wir in unserem gewohnten Schneckentempo von der Finca Sommerwind Richtung Süden gebummelt:
Zunächst nach Pifo um Gas aufzutanken. Das war zwar nicht so ein Drama wie letztens in Cartagena, hat aber dennoch einige Stunden gedauert, so dass wir die Nacht an einer Tankstelle verbringen mußten. Dafür wurden die nächsten Tage umd Nächte umso idyllischer: wir standen an einer Kirche aus dem 16. Jahrhundert und dann mitten im Zentrum von Alausi, wo Herr Hund bei einer Heiligen Statue hoch über der Stadt seine Runden drehen konnte. Weiter ging es nach Guamote – dort findet immer donnerstags ein großer Markt statt und zwischen Ziegen, Textilien, Obst und Gemüse findet man wirklich alles, nur keine Touristen.
Der nächste Halt war Cuenca bzw. ein Camp auf einem Bauernhof etwas ausserhalb der Stadt. Der Besitzer Umberto begrüßte uns mit den Worten ‘tolles Fahrrad habt Ihr da’ und kam am nächsten Morgen mit einem ganzen Korb voller Gemüse und Obst aus seinem Garten – der gute Mann hat nicht nur ein großes Herz sondern auch Humor, denn das, was wir als neues Trekking Fahrrad vor einem Jahr auf den Heckträger geschnallt haben, ist nach den vielen Wochen auf der Baja California und der salzigen Luft in Veracruz nur noch ein erbärmliches Häufchen Rost! Der Aufenthalt bei Umberto war großartig: zum einen ist Cuenca eine wunderschöne Stadt voll von Kathedralen, kleinen Plätzen und netten Gassen. Zum anderen hat uns Umberto jeden Abend zu sich in Haus eingeladen – wir saßen im Wohnzimmer mit einem anderen Overlander Paar am offenen Kamin, auf dem das Fleisch brutzelte, wurden mit einheimischen Köstlichkeiten gefüttert und hatten es nicht nur warm sondern auch sehr lustig.
Am letzten Morgan schlich Herr Chef wieder um unser Heck herum … dann ist er endlich mit der Sprache rausgerückt, ob er denn nicht unser Fahrrad haben könnte … alle Erklärungen, dass der rostige Drahtesel nicht mehr fahrtauglich sei, dass er eigentlich nur der Dekoration diene, um zu zeigen, dass wir nicht mal ein g’scheites Radl besitzen, all diese Argumente haben einfach nichts genutzt. Umberto hat sich unsterblich in unser Fahrrad verliebt und mußte es unbedingt haben. Zum Tausch hat er seines aus der Scheune gezogen und nun besitzen wir ein gelb oranges und vor allem voll funktionierendes Fahrrad.
Neu ausgestattet haben wir uns in das Tal der Hunderjährigen begeben: wir sind in Vilcabamba in einem wunderschönen Yoga und Spa Resort. Für kleines Geld stehen wir am Parkplatz und dürfen sowohl die Anlage samt Pool und Yoga Stunden als auch die traumhafte Aussicht genießen. Vilcabamba wird übrigens von den Ecuadorianern etwas weniger liebevoll ‘Gringobamba’ genannt, denn hier haben sich viele Amerikanische Althippies niedergelassen, wahrscheinlich ebenfalls in der Hoffnung, ein biblisches Alter zu erlangen. Wir werden hier nimmer sehr alt werden und brechen nun endgültig Richtung Peru auf. In wenigen Tagen werden wir die Grenze passieren und dann erst mal gemütlich in Peru am Strand bleiben.
Mit dieser Aussicht kann man doch wirklich berechtigt sagen ALLES WIRD GUT!