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Patagonien – schön aber etwas giftig

Wir sind seit fast drei Wochen in Patagonien und haben so einiges erlebt – leider nicht nur Schönes, aber alles der Reihe nach:

Die letzten Tage in Chile haben wir in Frutillar verbracht, ein absolut idyllisches kleines ﹰStädtchen am See mit schnuckligen Holzhäusern und einem sehr hübschen Theater direkt am Wasser. Die Leiterin des Theaters ist Österreicherin und wir konnten problemlos einige Tage auf dem hauseigenen Parkplatz stehen. Es hat pausenlos aus Kübeln geschüttet, wir haben deshalb etwas gefaulenzt, weil wir nicht wirklich viel vor hatten bis auf einen einzigen Plan, nämlich die Gasflaschen im benachbarten Puerto Montt zu befüllen. Dieser ist allerdings erst mal ins Wasser gefallen – nicht wegen dem Regen sondern weil die gesamte Stadt wegen Protesten abgeriegelt war. Aber durch Zufall und mit viel Glück haben wir eine Befüllungsstation am Rande von Puerto Montt gefunden und somit ist die warme Küche wieder für mindestens drei Monate gesichert.

Der Grenzübertritt nach Argentinien war bislang der längste und wir haben insgesamt fünf Stunden gebraucht … aber nicht weil die Abwicklung so lange gedauert hätte, sondern weil wir bei der Aus- und Einreise jeweils eine gefühlte Ewigkeit in der Schlange vor der Grenze anstanden. Ist halt so, wenn man Touristen-Depp nicht weiß, dass ein langes Wochenende bevorsteht und man sich mit Hunderten anderen einreihen muss. War aber alles halb so schlimm, denn zwischen den zwei Grenzübergängen fährt man 40 Kilometer über einen wunderschönen Bergpass und zumindest Herr Hund wurde für die lange Wartezeit mit einem ausgiebigen Bad im Schnee entschädigt.

Unser nächstes größeres Ziel war Barriloche – man sagt, die Gegend sei die ‚Argentinische Schweiz’ weil sie Berge, Gebirgseen und Fachwerkhäuser bietet. Wir sind auch sehr hübsch direkt am See gestanden, aber ganz ehrlich, der Hype ist völlig übertrieben, denn die Stadt ist nicht besonders beeindruckend. Zudem ging so ein derart starker Wind, dass es mich mit meinen Einkaufsackerln buchstäblich verweht und umgehauen hat. Wir haben trotzdem das Beste draus gemacht und die Infrastruktur genutzt, um das letzte Mal für diese Reise einen Ölwechsel machen zu lassen und die Räder zu rotieren.

Über El Bolson, einem einstigen Hippie Dorf, sind wir in den Nationalpark Lago Puelo gefahren. Zugegeben, Hunde sind im Nationalpark eigentlich verboten, aber da momentan keine Saison ist, war die Rangerstation am Eingang leer und weit und breit keine Menschenseele zu sehen. Heißt, wir mussten nicht mal Eintritt zahlen und konnten zudem Lucky unbehelligt hineinnehmen. Der Park ist ein Traum – ein türkisfarbener See nach dem anderen und in jedem spiegeln sich die schneebedeckten Anden wieder, herrliche Ruhe und endlich kein Wind … genau so haben wir uns Patagonien vorgestellt, aber in solch einer Idylle zu übernachten bzw. am Morgen vor so einer Kulisse aufzustehen, das ist das Sahnehäubchen an unserem (nicht immer bequemen) Leben im Mr. Benz!

Weiter ging es über Esquel nach Los Antiguos, das waren paar wirklich öde Fahrtage durch eine ziemlich trostlose Pampa. In Los Antiguos fanden wir einen tollen Stellplatz direkt am Lago Buenos Aires, dem zweitgrößten See in Südamerika – mal wieder Glück gehabt, das dachten wir zumindest zunächst. Allerdings kam es ganz anders und es wurde ziemlich dramatisch: am zweiten Abend hat Lucky einen Giftköder gefressen und ist uns in der Nacht fast verendet. Ich erspare Euch die Details, aber es war ein Horror, kein Tierarzt, kein Internet – nichts, einfach nada! Wer uns kennt, der weiß, dass wir schon unseren letzten Hund durch Gift verloren haben, und kann sich somit vorstellen, wie heftig es für uns war. Aber Lucky hat es Gott (und Aktivkohle) sei Dank überlebt und 36 Stunden später war er ganz der alte und wieder frech wie Oskar. Im Nachhinein haben wir erfahren, dass Giftköder hier in Patagonien leider fast an der Tagesordnung sind und dass die Einwohner sie auslegen, um die Population an Straßenhunden einzudämmen … ein mehr als fragwürdiges und grausames Vorgehen.

Wir bleiben noch einen Tag in Los Antiguos, lassen Wäsche waschen und erholen uns etwas von dem Schreck. Es geht dann weiter Richtung Fitz Roy, ein absolutes Highlight in dieser Gegend und von Bergsteigern wegen der extremen und unberechenbaren Wetterverhältnissen gefürchtet wird. Aber wir sind ja nur Wanderer und am liebsten Hüttensitzer und somit gilt wieder ALLES WIRD GUT!

 

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