jj-ontour

Traditioneller Fehlstart

 

 

Es hat bei uns ja schon fast so etwas wie Tradition, dass der Start in ein neues Kapitel nicht ganz glatt verläuft … ich erinnere da an die kaputte Treppe zu Beginn der Baltikum Reise, die abgerissene Antriebswelle am Anfang der Nordamerika Tour und Mittelamerika begann nun auch alles andere als reibungslos. Wir standen zwei Tage in Ensenada im Hafen, haben es zunächst wirklich fein gehabt und das quirlig bunte Mexikanische Treiben genossen als in der dritten Nacht dann ein ziemlich böses Erwachen kam – beide krank, bei mir eine fiebrige Sommergrippe, bei Hans ein heftiger Magen Darm Virus, der den Vorrat an Kohletabletten rapide schwinden ließ. Bei der Vielzahl an Apotheken doch gar kein Problem, dachten wir … aber weit gefehlt, denn all diese ‚Farmacias’ haben ein sehr übersichtliches Sortiment: Schmerzkiller, Anabolika, Diätpillen und Viagra, Viagra und nochmals Viagra. Bienvenido a Mexico! Aber das Angebot richtet sich ja bekanntlich stets nach der Nachfrage und diese besteht in Ensenada hauptsächlich aus Amerikanischen Kreuzfahrttouristen, die jeden Tag in Scharen von Bord gelassen werden. Wie dem auch sei, wir haben die Bauch-Wehwehchen zunächst traditionell mit Moroscher Karottensuppe und Schwarztee in den Griff bekommen und all die zahlreichen gut gemeinten Ratschläge, viel Tequila oder Mezcal zu trinken, ausgeschlagen.

 

Beide kaum wieder fit ging es ein gutes Stück weiter in den Süden. Die Straßen auf der Baja California sind deutlich schmäler, es passen gerade mal zwei LKWs nebeneinander, aber der Verkehr hält sich Gott sei Dank sehr in Grenzen und die paar Rallye Autos der Baja 1000 fahren eh abseits auf den Pisten. In einer einsamen Bucht konnten wir für kleines Geld bei einem Hotel stehen und durften dort neben spielenden Delfinen beobachten, dass diese kleinen fiesen Mexikanischen Darmgeister offensichtlich ganz schön hartnäckig sind, denn es kam das zweite noch viel bösere Erwachen: dieses Mal bei mir ganz heftiger Durchfall und dazu über 39 Grad Fieber. Hallöchen Popöchen – da war dann aber echt Schluss mit lustig und auch klar, es müssen jetzt härtere Geschütze aufgefahren werden. Die Rettungskette lief in Bayern bzw. am Nordkap an: unser lieber Freund Joss hat uns von seiner Reise aus einen Antibiotikum Wirkstoff empfohlen. Hans hat sich gleich aufs Fahrrad gesetzt, ist bei einer Bullenhitze auf der unbefestigten staubigen Piste ins nächste Dorf geradelt, hat die Wunderwaffe bekommen und ich war ziemlich schnell wieder auf den Beinen. So, was haben wir aus dieser Geschichte gelernt? Erstens – Joss ist der Beste (Danke Danke Danke lieber Josef!), zweitens – mein Mann ist auch der Beste (ich weiß, es gibt normal nur einen Besten, aber nicht wenn man auf Reisen ist! … Danke Danke Danke mein Schatz!), drittens – mit Tequila und Mezcal wäre dies vermutlich nicht passiert!

 

Bislang hatte es aber auch immer Tradition, dass nach dem erschwerten Start alles weitere dann wunderbar glatt lief und so auch dieses Mal: kaum haben wir die Seite gewechselt, heißt vom Pazifik hin zum Kalifornischen Golf, fanden wir uns im wahren Paradies wieder … weiße einsame Sandstrände, türkisblaues Meer, das Wasser kristallklar und warm, dazu noch den Kühlschrank und den Wassertank randvoll gefüllt … da muss man einfach für paar Tage bleiben! Auf dem Weg zum Paradies haben wir eine unerwartet bergige Landschaft mit gigantisch großen Kakteen durchquert – es ist schon lustig, wenn man neben so einem Kaktus steht und dieser um ein oder zwei Meter höher ist als Mr. Benz. Apropos ‚unerwartet‘: unerwartet problemlos und geradezu freundlich gestalten sich bei uns die zahlreichen Militärkontrollen sowie der Kontakt zur Polizei. Der Ruf der Mexikanischen Polizei, absolut ungut und extrem korrupt zu sein, kommt sicherlich nicht von ungefähr und es gibt unzählig viele negative Geschichten, aber wir machen ganz gegenteilige Erfahrungen: die Polizei winkt uns zu, in dem entzückenden Santa Rosalia weist uns eine Polizeistreife auf dem Dorfplatz sogar einen Übernachtungsplatz auf dem Parkplatz für Touristen Busse zu (ohne Geld dafür zu wollen), bei den Militärkontrollen werden wir im Gegensatz zu anderen nicht gefilzt und durchsucht, wir müssen nicht mal aussteigen oder unsere Papiere herzeigen. Woran das liegt, können wir nur mutmaßen: zum einen sicherlich an dem Sympathiefaktor Mr. Benz, zum anderen weil wir grundsätzlich erst mal auf Spanisch grüßen und paar Worte wechseln und zu guter Letzt sicherlich daran, dass wir keine Amerikanischen Kennzeichen haben, denn die ‚Gringos‘ stehen bei den Mexikanern nicht gerade an erster Stelle der Sympathieliste. Wir werden oft gefragt, wie es um die Sicherheit steht, denn auch hierzu kursieren viele Geschichten: Es geht nicht darum, etwas zu beschönigen oder herunterzuspielen und natürlich muss man aufpassen und den Menschenverstand permanent einschalten (wie halt überall), wir fahren niemals in der Nacht und wir meiden Großstädte (beides gilt aber nicht nur für Mexiko sondern für alle Länder), aber bislang haben wir uns noch keine einzige Sekunde ungut oder unwohl gefühlt … ganz im Gegenteil: unser Hab und Gut hat sich sogar vermehrt, denn irgendjemand hat unsere Stufe mit Dollarnoten ausgelegt – auf jeder Stufe lag ein Dollar … was soll man dazu sagen außer: ALLES WIRD GUT!

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