Dieser Beitrag ist schon längst überfällig, denn wir sind schon seit einem Monat zu Hause, aber es war so viel los, dass ich nicht zum Schreiben gekommen bin.
Wir haben uns von Tandil relativ zügig und ohne spannende Zwischenstopps auf den Weg nach Buenos Aires gemacht. Der Stellplatz für Mr. Benz liegt im Norden der Stadt, das heißt wir müssen durch die ganze Stadt und da wir vor dem Verkehr in Großstädten immer etwas Respekt haben, war der Plan, Buenos Aires an einem Sonntag zu durchqueren. Die Entscheidung war goldrichtig, freie Fahrt und so gut wie nichts los auf den Straßen. Der einzige Nachteil an unserem Plan ist die Tatsache, dass der Stellplatz am Wochenende geschlossen und somit nicht zugänglich ist. Man mag es nicht glauben, aber wir haben bis zuletzt das Glück mit an Bord, denn als wir an dem Camp vorbeifahren, bleibt ein Fahrzeug stehen und ein freundlicher Herr fragt uns, ob er uns helfen könne. Es stellt sich heraus, es ist der Bruder des Besitzers, er hat einen Schlüssel und lässt uns hinein. Ein wahrer Glücksfalls, denn so haben wir alle Zeit der Welt, um in Ruhe unsere Sachen zu packen und Mr. Benz für die Verschiffung vorzubereiten. Am nächsten Tag fährt uns der Camp Besitzer zu unserem Apartment in Buenos Aires und wir haben wieder das Gefühl, das Glück für uns gepachtet zu haben.
Die Maisonett Wohnung ist an sich schon wirklich schnucklig, aber abgesehen davon bietet sie uns noch so einige Vorteile: Sie liegt in Puerto Madero und somit in Fußweite vom Zentrum. Es gibt einen Balkon, auf dem wir gemütlich frühstücken und unseren Sundowner genießen können. Sie ist klimatisiert und zudem gibt es zwei Pools in der Anlage und so können wir der Hitze in Buenos Aires etwas entkommen. Wir sind umgeben von einem riesigen Park und Herr Hund hat dadurch ein wahres Paradies vor der Nase. Zwei Straßen weiter gibt es einen toll sortierten Supermarkt und zahlreiche Restaurants und somit können wir den Kühlschrank und das Baucherl füllen.
Wir fühlen uns in Puerto Madera unheimlich wohl. Das alte Hafenviertel wurde sehr geschmackvoll modernisiert und erinnert durch die Docks, die ziegelroten Bauten und den Kanal etwas an die Speicherstadt in Hamburg. Ganze elf Tage haben wir Zeit, die Stadt in aller Ruhe zu erkunden. Da es wirklich knackig heiß ist, reichen drei oder vier Stunden pro Tag und wir teilen uns auf, der eine geht vormittags, der andere nachmittags. Wir erkunden San Telmo, La Bocca und entdecken so manches Highlights wie den wunderschönen Friedhof oder ein zum Buchladen umgebautes Theater. Die Stadt ist wirklich ein Traum, sehr sauber und gepflegt, sehr grün, sehr entspannt und sehr vielfältig. Mein persönlich absolutes Highlight erlebe ich am Sonntag Abend auf der Plaza Dorrego. Hier findet jede Woche die älteste Milonga von Buenos Aires statt und mein Tangoherz ist am Hüpfen, denn abgesehen von der entzückenden Location ist die Stimmung wunderschön – die Einheimischen tanzen zu sehr traditioneller Musik, Jung und Alt vermischt sich, es gibt kein großes Tamtam und alles ist sehr unprätentiös. Für mich persönlich ist dies einer der schönsten und unvergesslichsten Momente in Buenos Aires.
Unsere Gemütlichkeit wird allerdings ziemlich jäh unterbrochen, als mein Mann einen Anruf aus Uruguay erhält und man ihm mitteilt, dass er spätestens in 48 Stunden in Montevideo sein müsse, denn nächste Woche habe der Zoll wegen Karneval geschlossen und eine Abfertigung des Fahrzeuges wäre nicht mehr möglich. Die Information ist etwas kurzfristig, aber besser spät als nie. Hans reist ziemlich überstürzt ab und ich verbringe die letzten zwei Tage alleine mit Lucky in Buenos Aires. Das ist an und für sich alles kein großes Problem, nur die Anreise zum Flughafen ist dann doch etwas mühsam, denn wenn man bei 40 Grad alleine eine riesige Flugbox, eine Tasche mit dem zulässigen Maximalgewicht und einen hibbeligen Hund unter einen Hut bringen muss, dann kommt man auch ohne Hitze gehörig ins Schwitzen. Am Flughafen ist so einiges los und spätestens jetzt wünsche ich mir, mehr als zwei Hände zu besitzen, denn ich muss die Flugbox zusammenbauen und gleichzeitig die Tasche sowie Lucky im Auge behalten, dem Böses schwant und der natürlich alles und jeden verbellt. Der Checkin und die Übergabe von Lucky ziehen sich ewig dahin, so langsam leidet mein Nervenkostüm zumal Herr Hund die gesamte Abflughalle mit lautstarkem Gebel ‚unterhält‘. Als er abtransportiert wird fließen bei mir ehrlich gesagt paar Tränen, denn der arme Kerl versteht die Welt nicht mehr und ist nun für 20 Stunden in der Box eingesperrt.
Der Flug verläuft Gott sei Dank recht ruhig und der Umstieg in Frankfurt klappt auch problemlos. In Wien erlebe ich dann nochmals eine kleine Schrecksekunde, denn Lucky ist zunächst nicht auffindbar. Offensichtlich hat man übersehen, die Box bei der Ankunft zu scannen und ich warte eine geschlagene halbe Stunde beim Sondergepäck, bis er dann doch auftaucht. Ich weiß nicht, worüber er sich in dem Moment mehr gefreut hat – mich zu sehen oder endlich raus zu dürfen. Zuhause angekommen hat sich das kleine Kerlchen sofort auf sein Bettchen gestürzt, sich ausgiebig darin gewuselt und die Welt war wieder in Ordnung ganz nach unserem bewährten Motto ALLES ist und WIRD GUT!
Wie es Hans in Uruguay mit der Verschiffung und mir die ersten 10 Tage alleine in Wien erging, schreibe ich im nächsten Beitrag. Dann gibt es auch kleines Resümee, wie es sich für uns anfühlt, nach zwei Jahren Leben im LKW wieder in Europa und daheim zu sein.