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Vom Atlantik zum Pazifik

Seit dem letzten Post sind wir auf den Pfaden der Goldgräber unterwegs gewesen und den Cariboo Goldrush Highway von Prince George in Richtung Vancouver gefahren. Die Berglandschaft war sehr spannend und sehr abwechslungsreich – von extrem karg, rau und zerklüftet bis hin zu einem satten endlosen Wäldern voller kristallklarer Bergseen und Bächen und Wasserfällen.

Zwischenzeitlich ist es richtig Hochsommer im wirklich wunderschönen British Columbia geworden und dies ist selbst für uns Touristen in zweierlei Hinsicht absolut unverkennbar: zum einen hat es kuschelige 38° Grad im Schatten (und somit mindestens 40° Grad drinnen im Mr. Benz) und zum anderen feiern die Moskitos Tag und Nacht so richtig Party. Zu den Moskitos gesellen sich gerne Scharen an sogenannten Black Flies – klitzekleine flinke schwarze Fliegen, die freundlicherweise nicht stechen sondern stattdessen ein Stückchen Haut herausreißen. Die Kombination aus Blutbiestern und Hitze ist auf Dauer echt bissi anstrengend, aber man kann zumindest frei wählen, worunter man lieber leiden möchte: will man den Moskitos entfliehen, so stellt man sich auf einen vor Hitze flimmernden Asphaltparkplatz am Walmart und bekommt einen Hitzeschlag. Will man hingegen der Hitze entkommen, so flüchtet man sich an einen See oder einen Fluss und stellt sich den Moskitos als Snack zur Verfügung (wobei mein Mann an dieser Stelle lautstark protestiert und darauf besteht, er sei bitte schön keine lapidare Zwischenmahlzeit sondern ein ganzes Festmahl!).
Die Walmart-Hitzeschlag-Variante haben wir nur ein einziges Mal gemacht, aber da hatte ich eine solch gemeine Darmgrippe, dass es mir ehrlich gesagt völlig egal war, woran ich sterbe. Die Flucht an einen See haben wir öfter praktiziert – auch schlimm, aber vergleichsweise das (etwas) kleinere Übel und bringt vor allem Herrn Hund eine Abkühlung, denn er seit Neustem das Schwimmen für sich entdeckt und ist eine richtige Wasserratte geworden. Aber die Moskitos sind wirklich derart heftig, dass man den ganzen Tag das Gefühl hat, man sei unfreiwillig bei einer Blutspende und wird förmlich leergesaugt. Aber es hilft ja nichts – da muss man durch! Wobei drei Dinge in dieser Situation schon spürbar Abhilfe leisten: erstens unser Moskitonetz, das wir zum Schlafen aktiviert haben und mit dem wir super zufrieden sind, da sich die Recherche nach einem rechteckigen Netz in der Größe unseres Bettes wirklich bezahlt macht. Zweitens unsere Regenjacken, da wir entdeckt haben, dass sie nicht nur vor Nässe sondern auch hervorragend vor Stichen schützen – zugegeben, ist gerade mittags vielleicht ein bissi warm, aber man schwitzt ja ohnehin und dafür erspart man sich wieder zahlreiche Stiche. Und drittens unser heißgeliebter Handstaubsauger und seine neue Zusatzfunktion: er erlaubt nämlich selbst ohne Kontaktlinsen auf eine elegante Art und Saugweise, die Bestien effizient und ohne hässliche Blutspuren auf Bettwäsche oder Wänden zu töten – sozusagen eine perfekte Mordwaffe für halbblinde Ästheten … ‚Geh ohne Dyson niemals auf Reisen‘ … grottenschlechter Reim aber dafür wahr!

 

Trotz der anhaltenden Hitze war die Moskito Party ab Whistler (Olympiaaustragungsort 1988) kaum noch zu spüren und in Vancouver hatte sie dann endgültig ein Ende – offensichtlich mögen die kleinen Bestien keine Skiregionen.

In Vancouver sind wir ganz gegen unsere Gewohnheit nicht nur ins Zentrum hineingefahren, sondern haben auch mitten in der Stadt genächtigt – und das sogar fünf Nächte. Wobei eigentlich die Polizei daran schuld war, denn als wir uns in einer sehr noblen Gegend kurz am Strand eingeparkt haben, sind wir mit einem Polizisten ins Gespräch gekommen, der sich im Nachhinein als Oberindianer der Strandpolizei herausgestellt hat. Mit den Füßen im Sand und dem Blick auf die Skyline haben wir ihm erzählt, dass wir gerade so richtig happy seien, immerhin haben wir es trotz vieler Umwege in genau zwei Monaten auf dem TCH #1 (Trans Canada Highway) vom Atlantik zum Pazifik geschafft. Offensichtlich hat er an uns und unserer Reisegeschichte Gefallen gefunden, denn als wir ihn ganz mutig gefragt haben, wo man denn hier im Schilderwald der Parkverbote gratis und legal nächtigen könne, hat er einfach seine Visitkarte gezückt und gemeint, wir dürften mit seiner Erlaubnis hier am Strand bleiben – und zwar so lange wir wollen. Der Hammer, oder? Denn Hotel kann jeder, aber in Vancouver mit einer offiziellen Erlaubnis am $$$-Strand in der ersten Reihe fußfrei zu stehen, das ist dann schon sehr charmant.

Von Vancouver aus ging es wieder ein Stückchen Richtung Osten und in etwa zwei Wochen werden wir in Amerika einreisen.

Die Weiterfahrt Richtung Osten hatte ihren Grund und bringt mich zu einer kleinen Anekdote – und zwar wie ein kaputter Kühlschrank uns sehr deutlich vor Augen geführt hat, dass wir fast so etwas wie obdachlos sind: Also, das Gerät hat eines Morgens einfach den Geist aufgegeben, was erst mal keine Panne ist, die einen am Weiterfahren hindert, aber der Umstand ist gerade bei diesen Temperaturen echt lästig und gehört behoben. Nun brauchen wir aber hier in Kanada exakt DIESEN (Deutschen) Kühlschrank, da ein anderer von den Maßen her nicht in die Lade passt. Wenn man nur sporadisch Internet und kein Kanadisches Handy hat, dann wird die Suche zwar etwas erschwert, aber als ehemalige Shopping Queen nehme ich die Herausforderung liebend gerne an und recherchiere natürlich bei Amazon. Ich werde bei einem Kanadischen Händler sogar fündig und bin mächtig stolz über meine vermeintliche Beute. Mein Shopping Krönchen gerät aber ganz gehörig ins Wackeln, als ich realisiere, dass ich zwar das passende Modell zu einem richtig tollen Preis ‚ergattert’ habe, aber dass meine Bestellung an einer nicht existierenden Lieferadresse scheitern wird … wir leben nun mal auf der Strasse, wir sind zwar nicht obdachlos aber dafür anschriftslos und somit eines Amazon Kaufs nicht würdig … Das Ende vom Lied: nach zahlreichen klassischen Anfragen per Mail antwortet dann doch endlich ein Campingausstatter, dass er bereit sei, den Kühlschrank für uns zu bestellen. Wir bekommen ihn in circa 10 Tagen, zu einem deutlich höheren Preis und 250km Umweg … aber wir wollen nicht unbescheiden sein, das sind doch gekühlte Getränke auf jeden Fall wert, oder? Und wieder einmal hat sich herausgestellt: ALLES WIRD GUT!

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