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Willkommen in Südamerika

Seit dem letzten Beitrag sind jetzt fast 10 Wochen vergangen, wir waren zwischenzeitlich beide auf Heimatbesuch, haben anschließend den bürokratischen Wahnsinn rund um die Verschiffung gemeistert und haben jetzt endlich einen neuen Kontinent und ein neues Land ‚unter den Füßen bzw. unter den Pfoten‘ – yes, yes, yes – wir sind in Kolumbien angekommen! Aber alles der Reihe nach:

Statt im Mr. Benz und auf einem Campingplatz zu bleiben, haben am 10. Januar ein Häuschen in Veracruz bezogen und im Nachhinein war es eine sehr gute Entscheidung, denn wir haben uns alle 3 im Haus super wohl gefühlt, haben die Vorteile eines großen Kühlschrankes, einer Waschmaschine und das Leben auf zwei Stockwerken sehr genossen. Die Anlage wird streng bewacht und so stand Mr. Benz sicher vor dem Haus geparkt. Das Leben in der Siedlung war unerwartet ruhig und bis auf einen Kampf, den sich Lucky mit dem Chef-Rüden der Anlage geliefert hat und bei dem er mehrere tiefe Bisswunden und Narben als Souvenir davongetragen hat, gab es keine größeren Aufregungen (naja – halt abgesehen von dem schwarzen Skorpion und den unzähligen Spinnen im Haus).

 

Mitte Januar bin ich für zwei Wochen nach Hause geflogen und einige Tage nach meiner Rückkehr hat sich Hans auf Heimaturlaub begeben. Es war wirklich sehr sehr fein, die Familie und Freunde wieder sehen und umarmen zu können, aber es war auch richtig anstrengend: eine 30 Stunden Reise zieht sich schon ganz schön hin, der Jet lag hatte uns daheim fest im Griff und es hat uns ziemlich geschlaucht, so viele Termine zu absolvieren – wir sind das einfach nicht mehr gewohnt. Ungewohnt war es auch, statt Flipflop und kurzer Hose plötzlich die Winterstiefel und die Winterjacke am Körper zu haben. Natürlich musste sofort das eine oder andere Leberkäs Semmerl in den Bauch, frische Salzstangerl, würziger Käse und Essiggurkerl standen ebenfalls ganz hoch im Kurs. Auf dem Rückweg haben wir alle Ersatzteile problemlos nach Mexiko einführen können – die neue Wasserpumpe hat der Zoll durchgewunken und die Scheibenwischer sind zwar mehrfach durch den X-Ray geschleust worden, aber nachdem ich der Security Fotos vom Mr. Benz gezeigt habe, haben sie mich lachend auch durchgelassen.

Das Einbauen der Wasserpumpe war auch wider Erwarten kein großes Drama: es hat zwar einen ganzen (extrem heißen) Tag gedauert und Hans hat fleißig mitgeschraubt, aber der Mechaniker war (typisch für Mexiko) irrsinnig bemüht und wir mussten ihn am Schluss zum wohlverdienten Trinkgeld fast zwingen und das, obwohl er Überstunden gemacht hat.

 

In den letzten drei Wochen Mexiko waren wir nur noch mit Organisatorischem rund um den Lkw und den Hund beschäftigt: Die Verschiffung von Mr. Benz war weniger aufwendig als gedacht, denn wir hatten einen Agenten, der den ganzen Papierkram mit dem Zoll und der Frachtgesellschaft erledigt hat. Insgesamt vier Termine warenzu absolvieren und wir konnten Mr. Benz am Hafen abgeben. Hans musste am Ende noch eine Inspektion beim Zoll machen, das Fahrzeug wurde von einem Zollbeamten gründlichst durchsucht und von einem Hund noch gründlicher ‚durchschnüffelt’, aber es gab nichts zu beanstanden und uns wurde nichts weggenommen (meine Sorge galt vor allem den vielen Kilos von meinem ‚heiligen’ Österreichischen Vollkornmehl, das ich zum Brot Backen brauche).

Ein ‚klitzekleines‘ bissi komplizierter gestaltete sich die Organisation rund um die Ausreise von Herrn Hund: es begann recht harmlos mit einem Besuch beim Tierarzt, paar Impfungen und einem Gesundheitszeugnis, dass Lucky wohlauf und flugtauglich sei. Mit diesem Zeugnis fährt man dann zum Agrikultur Ministerium nach Veracruz, um die Ausreisedokumente zu bekommen. Da geht es schon los: man darf das Gebäude nicht betreten, muss sich durchtelefonieren, bis man die richtige Person an der Strippe hat und diese dann vors Gebäude kommt – das dauert etwas, nicht nur bis die Person erscheint sondern auch bis man die Dokumente bekommt. Am nächsten Tag kam ein Anruf, uns fehle angeblich eine Impfung. Wir also wieder hin zum Tierarzt, der aber den besagten Impfstoff nicht hatte. Gott sei Dank haben wir einen anderen Tierarztausfindig machen können, unser Angsthase ließ die Spritze über sich ergehen und am nächsten Tag haben wir die Bestätigung wieder zum Ministerium gebracht und das Telefon Spiel mit der Bitte, vors Gebäude zu kommen, durchlaufen. Nächster Tag und nächster Anruf: das Gesundheitszeugnis sei falsch, denn der Tierarzt hat angegeben, Lucky sei zwei Jahre alt und dabei ist er erst 16 Monate. Wir wieder zu unserem Tierarzt, dieser war aber auf Urlaub. Wir haben der Tierarzthelferin schon erbarmt, sie hat uns ein neues Zeugnis organisiert, aber so etwas dauert halt auch einen halben Tag. Unserer Sache nun gaaanz sicher, haben wir das neue Gesundheitszeugnis wieder zum Ministerium gefahren, telefonieren uns abermals durch diverse Stellen, geben es ab und sollen am nächsten Tag die Dokumente mittags abholen kommen. Nur am nächsten Tag sagt man uns, die Ausreisepapiere seien noch nicht fertig, es dauert noch einen weiteren Tag. Dann schlussendlich am letzten Tag unseres Aufenthaltes in Veracruz halte ich den Zettel endlich in der Hand – mehr als erleichtert und fast erheitert, denn das Prozedere kann man nur mit Humor nehmen und unter gratis Spanisch Unterricht verbuchen.
Von Veracruz sind wir dann mit unserem Leihwagen nach Mexiko City gefahren – ein Flug wäre natürlich auch möglich gewesen, aber dann hätten wir den Papierkram für den Hund doppelt machen müssen und das muss man sich nicht unbedingt antun.

Am letzten Tag in Mexiko City haben wir uns das Baucherl nochmals mit köstlichen Tacos vollgeschlagen und um kurz nach Mitternacht ging’s dann los nach Bogota. Der Flug war Gott sei Dank recht ruhig und das Import Tamtam vom Hund unerwartet problemlos und rasch abgewickelt. Dennoch war Lucky wesentlich gestresster und verängstigter als nach seinem ersten Flug, aber nach einem Napf voller Futter und einer Stunde Schlaf war das Kerlchen wieder ganz das alte und frech wie eh und je.

Wieder mit dem Leihwagen (eh klar – wegen Hund und Papierkram rund ums Fliegen) ging es am nächsten Tag weiter Richtung Cartagena. Die erste Nacht haben wir in einem typischen Truck Stop geschlafen: klitzekleines Kämmerchen mit noch kleinerer Dusche und WC, sehr heiß und zudem an einer extrem stark befahrenen Straße. Gut was soll’s, da muss man halt durch – ist echt nicht das Angenehmste, aber man überlebt es. Die nächste Nacht verbringen wir in einer kleinen Stadt, das ‚Hotel‘ ist in einem Hinterhof – nicht viel besser als das erste, aber dafür um Welten ruhiger und somit eigentlich ein Traum. Gut ausgeschlafen treten wir die dritte und letzte Etappe an und erreichen am Nachmittag unser Hotel in Cartagena. Da sitzen wir nun und warten, bis das Schiff ankommt und wir hoffentlich in ca. vier Tagen unseren Mr. Benz wieder abholen und ‚in die Arme‘ schließen können, nach all den Wochen im Haus und in Hotels geht er uns schon so richtig ab und wir freuen uns schon sehr, wieder in ihm und ‚auf der Straße‘ zu leben.

 

Zum Schluss unser erster Eindruck von Kolumbien nach den paar Tagen: wie schon in Mexiko sind die Menschen auch hier extrem nett, entspannt und hilfsbereit – so gelingt es zum Beispiel trotz meines eher zähflüssigen als flüssigen Spanisch problemlos, unsere SIM Karten zu registrieren und aufzuladen. Weniger entspannt ist hingegen der Verkehr: über Land sind fast nur dicke und schwere LKWs unterwegs, Überholverbote sind offensichtlich nur optische Bereicherungen am Straßenrand und es wird grundsätzlich immer überholt, aber mit großer Vorliebe vor Kurven oder Kuppen. Ganz anders ist auch die Kolumbianische Küche: sehr viel Fleisch, sehr viel Pommes (meist mit Käse drüber), viele Hamburger und viel Fett. Also als Vegetarier mit Bedacht auf fettarmes und gesundes Essen hat man in Kolumbien vermutlich schlechte Karten und permanent Hunger. Aber wir sind ja beide Fleischtiger, kochen meistens eh selbst und werden mit Sicherheit nicht verhungern … somit eh wie immer: ALLES WIRD GUT!

 

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