Auf unserem Weg zum Salar de Uyuni haben wir zwei Nächte in Ororu verbracht – die Stadt hat außerhalb des Karnevals zwar nicht viel zu bieten, aber sie hat einen kleinen Flughafen, dessen Manager ein riesengroßes Herz besitzt: er kam aus dem Gebäude und bestaunte Mr. Benz … als ich ihm erklärte, dass wir in Ororu gerne Öl wechseln und die Räder rotieren lassen würden und vorsichtig anfragte, ob wir eventuell zwei Nächte bei ihm stehen dürften, kam ein freudestrahlendes ‚claro, con mucho gusto’ … so konnten wir alles erledigen, haben zwar wieder sehr kalt aber dafür seelenruhig und bewacht vor der Abflughalle geschlafen (es landen eh nur maximal zwei Maschinen am Tag) und vor der Weiterfahrt durften wir sogar noch Trinkwasser auftanken – DAS ist Südamerikanische Herzlichkeit!
Unser nächster Stop war Uyuni, der ‚Eingang‘ zum Salar oder zum ‚weißen Meer‘ Boliviens: die Stadt ist nicht wirklich attraktiv, sie hat einen skurrilen Zugfriedhof und besteht eigentlich nur aus Staub, dementsprechend grau und trist wirkt sie und zudem weht permanent ein eisiger Wind. Tagsüber schon keine schöne Kombination, aber nachts wird es noch um einiges unschöner, denn es wird so richtig bitter kalt. Falls jetzt jemand meint ‚typisch Püppi – mimimi’ oder ‚Frauen sind halt immer so verfroren‘, dann möge er sich bitte folgendes bildlich vor Augen halten: wir sind BEIDE mit Ski Unterwäsche, den dicksten Socken, Wärmflasche, Wollhaube und zwei Decken ins Bett gehuscht. Es mag ja lustig klingen, wenn man in der vollen Montur eines verhinderten Wintersportlers schläft und der Bommel der Mütze das Einzige ist, was unter der Bettdecke noch hervorschaut, aber wenn man in diesem lächerlichen Aufzug dann immer noch friert, dann ist das NICHT verfroren und das ist auch NICHT lustig meine Herren – nein, das ist dann einfach grauslich kalt!
Der Salar entschädigt dann aber wieder für alles: rein faktisch liegt er auf knapp 4000 Meter, er ist der höchste Salzsee der Welt und zudem 12.000 km2 groß (17 Mal größer als der Bodensee!), aber das Gefühl, auf dieser unendlichen Salzfläche zu stehen, lässt sich mit Worten ganz schwer beschreiben … alles um einen herum ist blendend grell, da ist weit und breit einfach kein Ende der weißen Fläche in Sicht, absolute Stille, das Weiß verschmilzt mit dem Blau des Horizonts und bei jedem Schritt knirscht es unter einem wie Schnee … sehr einzigartig und sehr bizarr. Eigentlich hatten wir ursprünglich geplant, einen ganzen Tag auf dem Salar zu verbringen, aber da wir Lucky’s Augen dem grellen Licht und seine Pfoten dem scharfen Salz nicht aussetzen wollten, sind wir ein Stück auf den See gefahren und dann alleine zu Fuß hinausgelaufen. Das war nicht nur für Lucky sondern vermutlich auch für Mr. Benz besser, denn obwohl das Salz stellenweise bis zu 17 Meter dick ist, sind wir schon mit unserem Gewicht paar Mal kräftig eingesunken und wir wiegen keine 9,5 Tonnen.
Auf dem Weg nach Sucre verbrachten wir eine weitere kalte Wollhauben-Nacht im Niemandsland. Dazu muss man wissen, dass die Dörfer in Bolivien nicht asphaltiert und mit einer netten kleinen Plaza ausgestattet sind – nein, man bleibt lieber außerhalb stehen und sucht sich ein möglichst wenig staubiges Fleckchen.
In Sucre angekommen kam dann die Wollhauben-Erlösung – endlich wieder in angenehme Temperaturen und auf eine erträgliche Höhe von 2800 Meter. Sucre ist zwar die Hauptstadt von Bolivien, aber man hat sie in ihrer Wichtigkeit sehr amputiert, denn bis auf den obersten Gerichtshof sind alle Regierungseinrichtungen in La Paz (daran erkennt man auch die ‘Wichtigkeit’ der Justiz in Bolivien). Aber die Stadt ist wirklich wunderschön und sie strotzt nur so von prächtigen weißen Kolonialbauten und begrünten Plätzen. Sie ist von der Atmosphäre auch wesentlich entspannter als La Paz hat fast ein andalusisches Flair.
Wir brechen dennoch nach vier Tagen hier in Sucre unsere Zelte ab, denn wir sind selten derart beengt gestanden und zudem ist auf dem Campingplatz die Touri-Seuche ausgebrochen … der eine hat Fieber, dem anderen ist so richtig schlecht und mir ist mal wieder ein Zahn abgebrochen … irgendwie kein guter Ort und deshalb fahren wir lieber weiter … ganz nach unserem Motto ALLES WIRD GUT!
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