Wir sind seit zwei Wochen in Argentinien und ich muss beim Schreiben wirklich aufpassen, nicht allzu sehr ins Schwärmen zu verfallen, denn durch meine große Leidenschaft zum Argentinischen Tango (hörender und tanzender Weise) habe ich dieses Land bereits geliebt lange bevor ich es nur mit dem kleinen Zehen betreten habe. Aber trotz meiner Voreingenommenheit, Argentinien ist toll und das empfindet Hans als bekennender Nicht-Tänzer und somit völlig objektiv auch so. Und für uns fing Argentinien auch gleich mal mit paar kleinen Hürden an …
Der Grenzübergang war erst mal völlig unproblematisch, wir mussten uns allerdings sehr am Riemen reißen, um nicht lauthals loszulachen, denn jedes Mal, wenn der arme Zöllner das Formular für den Fahrzeug Import fertig ausgefüllt hatte, gab es einen Stromausfall … Computer tot, Bildschirm schwarz, Formular wieder weg, Beamter haareraufend verzweifelt … das Ganze drei Mal hintereinander und zudem konnte sich der gute Mann das Passwort für das Programm nicht merken und musste stets seinen Chef zur Hilfe holen … bissi Argentinischer Slapstick. Am Ende dann ein Stempel für uns, ein Dokument für Mr. Benz und eine Einreisebestätigung für Lucky und gut war’s.
Alles fein, die Verständigung klappt wieder, die Menschen sind ebenfalls ungemein warmherzig, die Steaks sind noch traumhafter und dazu herrliche Rotweine, aber jedes Land hat halt seine Eigenheiten, so auch Argentinien: zum einen die Campingplätze – sie sind im Vergleich zum Brasilianischen Standard zwar sehr günstig aber dafür gelinde gesagt ‚mehr als bescheiden‘, weshalb wir (bis auf zwei Tage in Salta) nur frei stehen. Zum anderen haben wir hier ein Thema mit dem lieben Geld – an den Geldautomaten kann man zwar wie gewohnt mit der Kreditkarte Geld ziehen, aber man bekommt nur sehr geringe Beträge und auf diese fallen 12 bis 14 Prozent Transaktionsgebühren an, somit bleibt von dem kleinen Bisschen dann im Grunde genommen ein Häufchen Nichts. Gut, dann halt Wechselstuben und Dollar in Pesos umtauschen … aber auch da kommt das große Aber: wenn eine Dollar Note nur den witzigsten Fleck, einen kleinen Einriss oder eine Kritzelei hat, dann wird sie nicht angenommen. Man achtet ja sonst nicht darauf, aber jetzt fällt uns auf, was sich so alles auf den Scheinchen befindet … allerhand Stempel, Notizen etc. … Danke für all die Telefonnummern auf den Dollars liebe Leute, aber wir werden nicht anrufen und können uns davon nichts kaufen. Da wir uns momentan im Grenzgebiet zu Paraguay befinden und es hier überall Casinos gibt, hatte mein genialer Mann eine noch genialere Idee: die ‚schlechten‘ Krixikraxi Dollars in Jetons tauschen, den obligatorischen kleinen Einsatz am Roulette Tisch verspielen und dann die Jetons in ‚gute‘ Dollars zurücktauschen. Es hat funktioniert, Problem erkannt und spielerisch gebannt!
Apropos ‚Problem’: auf dem Weg nach Salta meldete sich Mr. Benz mal wieder zu Wort – in seiner Sprache, nämlich technisch ausfallend. Der Überdruckbehälter vom Kühlwasser hatte einen Riss und wir haben plötzlich ziemlich viel Flüssigkeit verloren. Dass so ein Behälter nach 40 Jahren undicht wird, kann man ja nicht verübeln, aber wieso passiert so etwas niemals unter der Woche und freundlicherweise in der Nähe einer klimatisierten und gut sortierten Shoppingmall, sondern immer nur an den ungünstigsten Orten und zu den ungünstigsten Zeiten? Wobei der Ort dieses Mal gar nicht so schlecht war … am Stadtrand und in der Nähe einer Mercedes Werkstatt. Aber der Zeitpunkt … Samstag Vormittag ist wirklich denkbar ungünstig. Die Herrschaften bei Mercedes hatten kein Interesse an uns, aber dafür der überaus bemühte Mechaniker nebenan. Er meinte, er könnte das Problem recht rasch beheben, allerdings erst ab Montag Früh. Gut, was soll’s, dann halt ein beherztes ‚Sackerl Zement Halleluja nochamal’, Schlafplatz suchen und warten. Die vorbeifahrende Polizei hat unser Problem zufällig mitbekommen und angeboten, uns bis zur nächsten Tankstelle zu eskortieren, aber wir haben dankend abgelehnt, denn so ein VIP Blaulicht Auftritt inmitten der Truckfahrer kam uns bissi übertrieben vor. Ohne Begleitschutz haben wir unweit bei einer Shell Station ‚eingeckeckt’, wahrlich kein 5* Haus, aber wir wollen nicht undankbar sein, immerhin gab es einen großen Parkplatz, einen Shop, Wasser zum Auffüllen und die in der Nacht permanent ankommenden oder abfahrenden LKWs überlebt man Dank Ohrstöpsel auch ganz gut. Der Behälter wurde wirklich schnell repariert und es ging wieder weiter.
Das Highlight in der Provinz Misiones sind drei Jesuiten Reduktionen. Wir haben uns die Ruinen in San Ignacio angesehen, San Ana und Loreto haben wir wegen strömendem Regen ausgelassen und lieber Meter Richtung Salta gemacht. Wenn man sich das Stück auf der Landkarte ansieht, so scheint es, als hätte jemand einen ewig langen Strich mit dem Lineal quer durchs Land gezogen … ohne große Highlights ging es monoton immer nur geradeaus. Damit es aber nicht zu langweilig wird, hat sich Herr Hund in einem kleinen Dorf mit zwei schlechtgelaunten Schäferhunden angelegt und zwei ziemlich große Bisswunden am Haxerl davongetragen. Natürlich weit und breit kein Tierarzt, der ihn nähen hätte können, also wurden die Wunden ausrasiert, desinfiziert und mit Antibiotikapuder regelmäßig verarztet. Er war zwei Tage lang etwas kleinlaut und hat bissi gehumpelt, aber kaum waren wieder Spielgefährten in der Nähe, hat er sein Wehwehchen vergessen gehabt.
Die letzten zwei Tage haben wir in Salta verbracht – ein nettes Städtchen mit vielen schönen Plätzen, aber der Campingplatz ist echt nicht das Gelbe vom Ei und somit reicht es auch wieder. Fahrzeug läuft, Hund läuft auch und so fahren wir nun weiter südwärts Richtung Cafayate und freuen uns auf die Berge und paar Kurven statt nur gerade Strecken … ALLES WIRD GUT!
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