Wir hatten in den Bergen kaum Internetempfang und deshalb bin ich etwas in Verzug … hier unser Abschluss in Peru und eine kleine Geschichte aus dem Reise-Nähkästchen:
Unser nächstes Ziel war der Colca Canyon: er ist mit fast 3200 Metern nicht nur der zweittiefste Canyon der Welt (im Vergleich – der Grand Canyon ist ‚nur’ 1800 Meter tief), er ist zudem dafür bekannt, dass man viele Condore sehr nah zu sehen bekommt.
Der Weg dort hin war landschaftlich wirklich traumhaft, für unseren Geschmack hätte er nur etwas weniger aufregend sein können: Das Übel begann an einer Abzweigung, an der wir uns für die falsche Straße ‚entschieden‘ haben und auf einer nicht mehr enden wollenden Staubpiste gelandet sind. Eine Zeitlang ist so eine Piste ja in Ordnung, aber irgendwann macht es echt keinen Spaß mehr, weil man das Gefühl hat, gar nicht vom Fleck zu kommen und weil man nur noch Staub sieht. Am Nachmittag war uns klar, dass wir unser Ziel bei Tageslicht nicht mehr erreichen werden, zumal uns noch ein 4800 Meter hoher Pass bevorstand. Gut was soll’s, dann halt einen Schlafplatz zu suchen … der niedrigste, den wir gefunden haben, war auf 4200 Meter. Tagsüber macht uns die Höhe nichts aus, aber nachts ist sie echt unangenehm: wir waren beide sehr kurzatmig und haben so gut wie nicht geschlafen. Zudem wird es auf so einem Bergplateau ganz schön frisch … wir hatten in der Früh minus 8 Grad Außentemperatur und in der Kabine nur noch ‚kuschlige‘ 6 Grad … brrr!
Auch Mr. Benz macht so eine Kälte zu schaffen, aber ab 3300 Meter können wir den Motor nicht vorheizen und deshalb parken wir immer in Richtung Osten, damit er morgens möglichst bald und möglichst viel Sonne abbekommt. Gut, wir in der Früh also total unausgeschlafen und völlig durchgefroren, aber zumindest Mr. Benz ist nach etwas ‚Überzeugungsarbeit’ brav angesprungen. Alles fein? Nein, denn allzu weit kamen wir nicht: auf 4500 Meter hört er plötzlich auf zu schnurren, Motor aus und kein Pieps mehr. Große Freude, ganz toll … eine Panne auf dieser Höhe, eisiger Wind, der einen wie ein Wiener Schnitzel mit Staub paniert, natürlich kein Handyempfang und die nächsten 30 Kilometer keine Menschenseele – aber nur nicht undankbar sein, denn wir hatten zumindest ein paar freundlich dreinblickende Lamas und eine wirklich traumhafte Kulisse für das Elend. Mein genialer Göttergatte hatte den Dieselfilter im Verdacht und hat sich auch gleich ans Austauschen gemacht. Er lag mit seiner Vermutung Gott sei Dank richtig, aber damit war es noch nicht getan. Es folgte mein Part, den ich ja schon aus Mexiko kenne: rein in die Mechaniker Wäsche (nein ist gar nicht sexy der mir viel zu große Overall von Hans), unter den Truck kriechen, dann in den dreckigen Radkasten quetschen und ewig lang Diesel pumpen, damit die Luft entweicht und wir nicht auch noch das Fahrerhaus kippen müssen. Die Aktion war zwar erfolgreich, aber hinterher haben wir nicht nur ausgeschaut wie eingestaubte Schweinchen, wir haben uns auch ebenso gefühlt. Wir duschen zwar täglich warm in unserem Luxusdomizil (wofür wir übrigens von anderen Reisenden oft als ‚verweichlicht’ und ‚verwöhnt‘ belächelt werden), aber eine ewig lange heiße Dusche ist halt nicht möglich, deshalb auf zur nahegelegenen Therme.
Die Thermalbecken waren eher uninteressant, denn mir graut furchtbar und ich wittere in so einem Wasser gleich eine ganze Armada an Nagel-, Fuß- und sonstige Pilze, aber die heißersehnte Dusche war dann leider sehr Peruanisch: ein warmes Tropferlbad aus Schwefelwasser – nicht gerade optimal zum Haare Waschen, aber wir waren zumindest aufgewärmt und sauber … auch wenn wir hinterher bissi wie Steichhölzer gerochen haben. Zu guter Letzt hat jemand versehentlich den Schlüssel von Hans Kästchen vertauscht, aber man erklärte ihm, es sei nicht schlimm und er könne problemlos an seine Sachen kommen, denn jeder Schlüssel sperrt jedes Schloß auf … so unkompliziert ist Südamerika.
Die Nacht am Canyon war von den Temperaturen her erträglich und das Spektakel in der Früh dann wirklich sensationell: 20 bis 30 Condore, die sich von der Thermik ohne einen Flügelschlag fast spielerisch treiben ließen … es ist ein unbeschreibliches Gefühl, wenn so ein riesiger Vogel nur ein paar Meter über einen hinwegfliegt und die Spannweite der Flügel ist so groß, dass sie einen riesigen Schatten wirft … hat etwas von Hitchcocks Film ‚Die Vögel‘.
Weiter ging es nach Arequipa – man sagt, es sei die schönste Stadt in Peru. Sie ist zweifelsohne sehr schön, aber uns hat Cusco dennoch wesentlich besser gefallen: in Arequipa dominiert die Farbe Weiß das Stadtbild, man sieht kaum traditionell gekleidete Frauen, alles ist wesentlich moderner und hat viel weniger Peruanisches Flair. Irgendwie sind wir mit der Stadt nicht richtig warm geworden … wir standen zwar strategisch super günstig weil nur zehn Minuten vom Zentrum entfernt, aber es war dadurch entsprechend laut und nicht gerade ideal für Herrn Hund. Wir haben nochmals einen Großeinkaufgemacht, Wäsche gewaschen und uns dann zwei Tage lang über eine Hochebene mit vielen Lagunen Richtung Puno und Titicaca See gemacht.
Die letzte Nacht in Peru haben wir in einem kleinen Nest auf einer idyllischen Plaza verbracht und haben das Dorftreiben nochmals genossen. Die sieben Wochen in Peru waren echt wunderschön – das Land hat so viele kulturelle Highlights, traumhafte Landschaften, sehr liebenswerte Menschen und tolles Essen. Der einzige Wermutstropfen ist das Müllproblem, das Peru leider unübersehbar hat und es stimmt sehr traurig, wie die wunderschöne Natur teilweise in Plastikmüll erstickt …
Wir werden nun am Titicaca See nach Bolivien reisen und hoffen auf einen unkomplizierten Grenzübertritt … aber wie immer ALLES WIRD GUT!
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