Wenn ich Kanada und Amerika miteinander vergleichen soll, dann fällt mir eigentlich nur ‚anders‘ ein – es ist das einzig treffende Wort, das den Unterschied wertneutral sowie politisch korrekt beschreibt und auch genügend Platz für mein Augenzwinkern lässt …
Natürlich ist nicht alles ‚‚anders‘ seitdem wir in Amerika sind, aber doch schon so einiges: zum Beispiel hatten wir ab dem Grenzübertritt plötzlich nur noch beschränkten Zugriff auf unsere eigene Homepage und konnten weder Newsletter versenden noch Beiträge formatieren.
Amerika ist im Hinblick auf das Preisniveau ‚anders‘ als wir es erwartet bzw. erzählt bekommen haben. Der Sprit ist zwar deutlich günstiger, aber bei den Lebensmitteln schaut es deutlich ‚anders‘ aus: die gleiche Supermarktkette, aber ‚andere‘ Preise und vor allem ein ganz ‚anderes‘ Sortiment -da ist kein Vollkornbrot mehr weit und breit, aber dafür ein zusätzlicher Gang mit Schusswaffen). Das Trinkwasser ist hier ‚anders’ , denn selbst im Nationalpark schmeckt es so, als würde man einen kräftigen Schluck aus dem Swimmingpool nehmen.
Auf den Highways bietet sich auch ein ‚anderes‘ Bild, denn es gibt zweierlei offizielle Schilder vor jeder Ausfahrt: eines für die Tankstellenmarken und eines für die jeweiligen Fast Food Ketten, bei denen man sich schnell im ‚Durchfahrt-Modus’ versorgen kann. Apropos ‚Durchfahrt’: so wie man seine Bankgeschäfte oder Apothekeneinkäufe schnell mal ‚drive thru‘ erledigt, so ist auch Mr. Benz zu einer Attraktion geworden, die man mit seinem Fahrzeug umkreist und ohne auszusteigen von allen Seiten fotografiert. Fragen zu beantworten ist etwas schwieriger, denn wir müssen häufig den blubberndem 8 Zylinder Motor übertönen.
Die Amerikaner sind ebenfalls ‚anders‘, sie sind zwar unheimlich freundlich, aber halt ‚anders‘ freundlich – nämlich eine Spur zu übertrieben. Auf die Polizei trifft das Wort ‚anders‘ gleichfalls zu: verdunkelte Fahrzeuge, der Tonfall deutlich weniger locker und von Humor keine Spur.
Auch das Freistehen und Nächtigen unterscheidet sich: innerhalb der Städte ist es schwieriger als in Kanada, da bei Schulen, Sportplätzen oder sonstigen öffentlichen Einrichtungen sofort die (bewaffnete) Security kommt. Außerhalb von Städten ist es hingegen oftmals einfacher, denn es gibt viele ‚forest campgrounds‘, auf denen man meist wirklich schön und zudem gratis steht.
Wir sind gerade in Wyoming und der Yellowstone Nationalpark ist hier natürlich das absolute Highlight. Aber nach zwei Wochen Amerika sind auch wir ‚anders‘ (und spätestens hier sieht man, dass ‚anders’ nicht unbedingt ‚schlechter‘ bedeutet!): zum einen fahren wir nicht wie in Banff am Wochenende sondern Dienstag bis Donnerstag in den Park. Zum anderen reservieren einen Stellplatz auf einem Camp – zwar unverschämt teuer und dazu eine Wagenhochburg, aber so können wir den Park unbeschwert genießen, ohne am Abend wie Maria und Josef auf Herbergssuche gehen zu müssen.
Und der Yellowstone Park ist wirklich ein Hammer: überall brodelt und blubbert es, Geysire brechen aus, ein traumhafter Canyon, dann wieder riesige Wasserfälle, ein Hochplateau mit einer Bergkette und dazugehörigem See und und und. Nach drei Tagen sind wir echt erschlagen von all der Schönheit und dem Sightseeing Programm und wir sehnen uns so richtig nach paar Tagen Ruhe. Und das ist Gott sei Dank nicht ‚anders‘ als in Kanada: unser Wunsch geht auch in Amerika in Erfüllung und wir finden einen gratis forest campground auf einem Hochplateau mit Blick auf den Grand Teton, der sich mit seinen über 4000 Metern vor unserem Küchen- und Schlafzimmerfenster ausbreitet. Das Plätzchen ist wirklich super fein: Herr Hund hat einen gleichaltrigen Freund, mit dem er bis zum Umfallen spielt. Wir haben die Gesellschaft von sehr lieben Reisenden, mit denen wir uns austauschen und durch den Tag plauschen können. Somit sind wir richtig froh, dass wir einen vollen Tank mit frischem Poolwasser und einen prall gefüllten Kühlschrank haben, denn so können wir vier Tage bleiben.
Ausgeruht geht es nun als nächstes weiter Richtung Utha. Wir fahren zunächst nach Salt Lake City und dann in den Arche Nationalpark. Wir freuen uns schon auf die vielen Felsbögen und hoffen, dass es nicht allzu heiß werden wird – aber wie immer: ALLES WIRD GUT!
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