SüdamerikaArgentinien

Gebrochenes Fenster & gefiederte Punks

Erst mal alles Gute für 2020 Ihr Lieben – wir wünschen Euch ein gesundes und glückliches Jahr!

Seit dem letzten Beitrag haben wir zwar nicht viel Spektakuläres erlebt, aber wir haben dennoch so einiges zu berichten: Da war erst mal Weihnachten in Ushuaia: wir standen recht idyllisch am Rande des südlichsten Golfplatzes der Welt, Heiligabend war unspektakulär, aber sehr gemütlich mit feinem Essen (ja natürlich Steak), einem Fläschchen Rotwein und strahlendem Sonnenschein bis weit nach 22 Uhr.

Auf dem Weg nach Norden machten wir Halt in einem Naturreservat, in dem eine Kolonie Königspinguine lebt. Wirklich witzige Kerlchen – nicht nur, weil niemand weiß, warum sie sich gerade hier angesiedelt haben (sie leben ja normalerweise in der Antarktis), sondern auch weil der Watschelgang bei ihrer Körpergröße von 1,40 besonders drollig aussieht.

Anschließend kam ein Grenzübertritt-Marathon: innerhalb von 24 Stunden Ausreise aus Argentinien/Feuerland, Einreise nach Chile, mit der Fähre übersetzen aufs Festland, Ausreise aus Chile und wiederum Einreise nach Argentinien/Patagonien. Aber die ganze Prozedur war völlig unproblematisch, der Papier- und Stempelkram schnell erledigt, die heiligen scharfen Chilischötchen wurden nicht entdeckt und selbst das geöffnete (und somit eigentlich unerlaubte) Hundefutter durften wir mit etwas ‘klimper die Wimper’ Mimimi behalten.

Weiter ging es die Küste hinauf Richtung Norden und es stellte sich die Frage, wo wir den Jahreswechsel verbringen sollen. Wir hatten keine besonders hohen Ansprüche und wollten es eigentlich ‘nur’ möglichst ruhig haben (was zu Silvester ein doch recht hoher Anspruch ist), da sich unser haariger Zwickerkönig vor Böllern extrem fürchtet. Wir haben uns also in ein kleines Dorf an die Uferpromenade eines Flusses gestellt und wie in Dinner for one (das wir uns natürlich auch angesehen haben) gab es ‘the same procedure’ wie Weihnachten: ein gemütliches feines Essen (jaaa natürlich Steak), ein Fläschchen Rotwein und strahlenden Sonnenschein bis in den späten Abend. Und dann? Nichts … einfach gar nichts … keine einzige Rakete, kein Gegröle, kein Geknalle – einfach ein traumhaftes Nichts und ein völlig entspannter Herr Hund!

Momentan bewegen wir uns ja die Ostküste entlang Richtung Buenos Aires und man muss ehrlicherweise sagen, dass weder die Städte noch die Gegend hier besonders aufregend sind: Die Städchen haben meist eine nette Uferpromenade, an der es sich gut übernachten lässt, aber sonst gewinnen sie bei Gott keinen Schönheitspreis. Die Landschaft ist eine weitläufige Pampa, in der Flamingos, Nandus und Guanacos eigentlich die einzige optische Abwechslung sind.

Tja, um dennoch ein wenig für Aufregung zu sorgen, hat mein Mann neuerdings ein besonderes Naheverhältnis zu unserem Küchenfenster aufgebaut: Es fing bereits Heiligabend an, wir sind zu einem abendlichen Spaziergang mit Lucky aufgebrochen und da noch zu viel Steak in der Luft hing, habe ich das Küchenfenster offen gelassen und nur das Fliegengitter zugezogen. Als wir zurückkamen, ließ sich die Tür zur Kabine nicht mehr öffen, da sich der Schließriegel durch das Duschwasser offensichtlich etwas Rost angesetzt hat. Da standen wir nun ohne Einlass, ohne Schlüssel zu den Aussenklappen mit dem Werkzeug, mit einer wirklich vollen Blase und einer Leiter … auf selbige ist mein Mann dann schließlich geklettert, hat das Fliegengitter seitlich gelöst und sich auf fast drei Meter Höhe durch das kleine Küchenfenster ins Auto gequetscht. Gut, dass die staunenden Leute um uns herum wußten, dass es unser Fahrzeug ist, denn es sah schwer nach Einbruch aus. Eine Woche später haben wir besagtes Küchenfenster nachts offen gelassen, da es einfach zu heiß zum Schlafen war. Der Patagonische Wind hat aber plötzlich nochmals so zugelegt, dass eine Windböe die Scheibe in die Höhe gerissen und das Arretierungsgelenk kaputt gemacht hat. Da standen wir wieder, mit einem nicht mehr verschließbaren Fenster, einem kräftigen Gebläse im Inneren und einem großen Fragezeichen im verschlafenen Gesicht. Hans wollte uns nach dem Motto ‘und bist du nicht willig, so brauch ich Gewalt’ retten und drückte das Fenster kräftig nach innen. Das Ende vom (Schlaf)-Lied war eine gebrochene Fensterscheibe. Gut … da standen wir also wieder, dieses Mal allerdings bei Regen, holten Werkzeug samt Leiter und durften das gesamte Fenster ausgebauen, um die kaputte Scheibe austauschen zu können. Gott sei Dank hatten wir eine Ersatzscheibe dabei, aber eben nur eine und so ist es selbstredend, dass ich dieses Naheverhältnis der beiden unterbunden habe.

Mit intaktem Fenster und geöltem Türschloß sind wir nach Puerto Deseado gefahren, um einen Ausflug auf die Pinguininsel zu machen. Und diese Tour war wirklich genial: Zunächst ein einstündiger Ritt über die Wellen in einem kleinen Boot, bei dem wir zeitweise ‘Begleitschutz’ von acht Delfinen hatten, und dann unzählige Seelöwen und Seeelefanten, die uns beim Landen auf der Insel brüllend begrüßten. Die Insel ist nicht besonders groß und in ihrer Mitte steht ein Leuchtturm aus dem 19. Jahrhundert. Dieser teilt die Insel förmlich in zwei Gebiete – der nördlichen Teil ‘gehört’ den Seelöwen, den Seeelefanten sowie den Magellan Pinguine.

Auf dem südlichen Teil leben Felsenpinguine, die einzige Kolonie ausserhalb der Antarktis. Diese Kerlchen sind total witzig, sie sehen mit ihren kurzen abstehenden Kopffedern ein wenig aus wie Punks, ihre Augen sind feuerrot und durch die gelben ‘Augenbrauen’ haben sie einen ziemlich grimmigen Blick. Momentan haben sie Babys und kümmern sich emsig und ihren flauschigen Nachwuchs, aber man kommt dennoch sehr nah an sie heran und wenn sie auf dem Weg zum Wasser sind, dann laufen sie einem fast über die Füße, da kennen sie nix!

Bei uns geht es jetzt weiter in den Norden Richtung Valdes. Wir hoffen dort auf ein schönes Stellplätzchen, von dem aus wir viele Wale und Delfine beobachten können. Aber wie immer … ALLES WIRD GUT!

 

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