MittelamerikaMexiko

Bye Bye Baja

Der nächste Schritt ist geschafft – wir sind im ‚richtigen’ Mexiko angekommen, heißt wir sind am Festland.

 

Die anderthalb Monate auf der Baja California waren wirklich fein, aber es war dann genug … erstens hätten wir weitere Posts mit weißen Sandstränden vermutlich eh nicht mehr lang überlebt, zweitens so wunderschön die Baja auch ist, sie ist aber die ‚Weichspüler-Variante‘ von Mexiko weil halt doch recht Amerikanisch. Das liegt vor allem an den sogenannten ‚Snowbirds’, die auf der Baja nun Hauptsaison haben – das sind Amerikaner, die mit Sack und Pack, mit ihren Pickups samt riesigen Trailern, Quads, Hund und Katz zum Überwintern auf die Baja kommen. Die ‚Snowbirds’ sind eine ganz eigene Spezies, denn sie kommen hauptsächlich wegen den deutlich niedrigeren Preisen und den deutlich höheren Temperaturen auf die Baja. Die Mexikaner haben ein gespaltenes Verhältnis zu ihnen, denn sie brauchen die Gringos zwar als Einnahmequelle, aber alles Amerikanische ist bekanntermaßen nicht wirklich sympathisch. Wir haben für uns gelernt, dass es hilfreich ist klarzumachen, dass wir weder Gringos noch ‚Snowbirds‘ sind und dann ist auch alles gut. Wir sind aber nicht besonders vielen ‚Snowbirds‘ begegnet, denn diese Spezies findet man nicht an den wilden Baja Stränden, die wir so genossen haben – nein, sie leben fast ausschließlich am Campingplatz, denn die ‚Snowbirds‘ brauchen Strom zum Überleben – für ihre Klimaanlage und den Eiswürfelmacher.

 

Das Übersetzen von der Baja auf das Festland war dann recht unproblematisch: wir haben uns ganz bewusst gegen die bequemere Touristenfähre entschieden, da Lucky (der ja leider ein Angsthund ist) dort die Überfahrt von uns getrennt und in einem Käfig hätte verbringen müssen. Stattdessen haben wir die eher rustikale Cargo / LKW Fähre gewählt. Das ganze Prozedere bis man zu einem Ticket und auf die Fähre kommt ist nicht ohne, aber uns ist wieder ganz viel Mexikanische Hilfsbereitschaft und Freundlichkeit begegnet und unsere Bitte, ob wir auf dem Oberdeck stehen und die Nacht mit Herrn Hund im Auto verbringen zu dürfen, war auch kein Thema. Soweit so gut … zuerst wurden die Cargo Container verladen und wir haben uns beim Zusehen gefragt, wie man auf dem Oberdeck eigentlich umdreht, weil es da recht eng aussah. Dann waren die großen LKWs an der Reihe und damit auch unsere Frage beantwortet – da ist nix mit umdrehen … stattdessen rückwärts über die Bugklappe auf die Fähre und zudem auch noch popschwärts die Rampe rauf aufs Oberdeck! Wer schon mal ein Fahrzeug auf einer Fähre geparkt hat, der weiß, wie verdammt eng es da zugeht, und derjenige wird auch sofort verstehen, dass ich alleine bei dem ‚rückwärts-Gedanken‘ einen mächtigen Schweißausbruch bekommen habe, aber dann auch noch einen LKW und rauf und eng und und und … und was macht mein Mann als wir dran sind? Er legt den Rückwärtsgang ein und fährt Mr. Benz seelenruhig aufs Oberdeck (ohne Rückfahrkamera wohlgemerkt!) als hätte er sein Leben lang nix anderes getan … wie genau er das gemacht hat, kann ich nicht sagen, denn ich hab vorsichtshalber mal die Augen zugemacht und mich am Hund festgehalten. Da wir als letzte auf die Fähre gelassen wurden, war unser Platz aber blöderweise genau neben dem Schiffsmotor – heißt, es war die gesamte Überfahrt und die ganze Nacht lang so richtig laut im Benz – ich kann ja immer und überall und selbst neben so einem Motor schlafen, aber Hans hat leider so gut wie kein Auge zugetan. Tja, manchmal muss man sich echt durchbeißen!

 

Apropos ‚beißen‘ – da habe ich mal wieder eine kleine Anekdote und zwar wie mir ein elektrisches Maniküreset erst mal den Zahnarzt erspart hat … aber von Anfang an: bei der Kontrolle meinte mein Zahnarzt, es sei alles ok nur der wurzelbehandelte Backenzahn gehöre ‚bei Gelegenheit‘ gezogen und ‚wenn’s halt mal passt’ durch ein Implantat ersetzt. Natürlich hat es aber ‚nie gepasst’, weil Zähne ziehen zu lassen einfach nicht zu meinen Lieblingsbeschäftigungen und außerdem hat die Eitelkeit über die Vernunft gesiegt, denn schließlich will man (und insbesondere ‚frau’) die hübschen Fotos ja nicht durch eine hässliche Zahnlücke verschandeln. Kein Problem, ging ja auch alles gut … bis zu dieser blöden aber äußerst leckeren Popcorn Packung: in meiner Gier habe ich mir eine ganze Hand voll Popcorn einverleibt ohne zu schauen, ob sich eventuell ein ganzes Korn dazwischen befindet … nun ja, das Harte in meinem Mund war dann nicht nur ein Maiskorn sondern auch die abgebrochene Hälfte des ‚Gelegenheitspatienten’. Ist jetzt nicht ganz so optimal an einem einsamen Strand, aber es tut zumindest nicht weh (da wurzelbehandelt), nur die restliche Ruine war derart scharf und spitz, dass sie die Zunge verletzt hat. Gott sei Dank wird mein Mann in solchen Situationen immer herrlich kreativ: kurzerhand hat er sein elektrisches Maniküreset ausgepackt, den entsprechenden Polieraufsatz montiert, den Handspiegel aufgestellt und schon konnte ich mich als Zahnarzt betätigen. Nach paar Minuten waren die Spitzen abgetragen, die scharfe Kante schön glatt poliert und ich konnte wieder zubeißen. Und jaaa – im Januar werde ich beim Heimatbesuch dann doch die ‚Gelegenheit‘ beim Zahnarzt nutzen und auf die Eitelkeit pfeifen …
Bis dahin werden wir uns aber erst mal in Richtung Mexico City bewegen und mal schauen, wo wir die Feiertage und den Jahreswechsel verbringen. Wir wünschen Euch allen ein schönes Fest und einen guten Rutsch in Neue Jahr … und auch für 2019 gilt ALLES WIRD GUT!

 

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